Liebe ist stärker als Hass

Demo, Kundgebung, Party – das war’s, tschüssi, bis nächstes Jahr?! Ne, so läuft’s nicht. Der Christopher Street Day ist in Oldenburg mehr als die Parade am Samstag. Es gibt Programm drumherum: zum Beispiel die CSD-Filmrolle. Oldennerd hat sich den Auftaktfilm schon mal auf der Couch angeschaut.

In „They Hate Me In Vain“ (Sie hassen mich vergeblich) erzählt Regisseurin Yulia Matsiy, wie sich die Situation für LGBTI (LesbianGayBiTransInter) in Russland verschlimmert – statt endlich verbessert – hat.  2013, die Gesetze verschärfen sich: Die „Propaganda nichttraditioneller sexueller Beziehungen“ steht unter Strafe. LGBTI dürfen sich also nicht öffentlich zu ihrer Identität bekennen. Damit sind wir mitten im Film.

„Moskau ist nicht der Iran!“, rufen Lesben während einer Demo. Die Gegendemonstranten antworten: „Moskau ist nicht Sodom!“ Mit beeindruckenden, erschreckenden Bildern mitten aus dem russischen Leben zeigt Yulia Matsiy, wie groß die Homophobie ist. Wie tief sie sitzt. Wie weit verbreitet sie gerade unter jungen Leuten ist.

Besonders schockierend sind die Videosequenzen, die brutale Schwulenhetze dokumentieren. Jugendliche jagen andere Jugendliche, zerren sie mit Gewalt vor die Kamera und fragen sie zu ihrem Leben als Homosexuelle aus. Sie sollen von ihren intimen Erfahrungen berichten, sie sollen um Vergebung für ihre „Sünden“ bitten. Wer nicht mitmacht, wird erst verbal gequält, dann geschlagen oder getreten. Die Videos stellen sie online.

Im Zentrum des Films stehen christliche Lesben und Schwule. Sie haben es in Russland doppelt schwer. Andere LGBTI betrachten sie mit Argwohn, andere Christen wollen erst recht nichts mit ihnen zu tun haben. Doch sehen sie einen Weg, wie sie ihren Glauben und ihre sexuelle Identität vereinen können. Sie erzählen von ihren Kindern und ihren Coming-outs, ihren Sorgen und ihren Hoffnungen. Unterstreichen, dass Gott sie so liebt, wie sie sind.

Yulia Matsiy zeigt mit „They Hate Me In Vain“, dass die LGBTI längst nicht überall so frei leben wie in Deutschland. Darum ist dieser Film es wert, gesehen zu werden. Nicht zuletzt erinnert er daran, warum der CSD immer noch wichtig ist. Schön ist, dass zwischen Gewaltszenen und bitteren Erfahrungen (an denen Oldennerd zu knabbern hatte) immer wieder Momente der Hoffnung aufblitzen.

Am Ende wird klar: Christ und LGBTI – das geht und das ist gut so.

„They Hate Me In Vain“ (Yulia Matsiy, Italien 2013, 66 Minuten) wird am Dienstag, 16. Juni, um 18.30 Uhr, in der Exerzierhalle in Oldenburg gezeigt. In russischer Sprache mit englischen Untertiteln.

Bei der CSD-Filmrolle werden am Dienstag, 16., und Donnerstag,18. Juni, Spielfilme und Kurzfilme gezeigt.

Hier geht’s zum kompletten Programm der 3. CSD-Filmrolle.

Inga Wolter

Tagsüber immer für eine gute Geschichte zu haben. Nachts als Lois Lane im Einsatz, heißt es aus vertrauenswürdigen Quellen.