Acht Spieleklassiker, die definitv einen Blick wert sind

„Früher war alles besser!“ mag man denken, wenn man unter den Spiele-Neuerscheinungen nur noch die tausendsten uninspirierten Fortsetzungen längst zu Tode ausgeschlachteter Spieleserien findet. Was tun? Back to the Roots! In unserer Liste finden sich acht Spiele – überwiegend aus den 90er Jahren – die definitiv einen Blick wert sind und die vielleicht auch noch nicht jeder kennt. Zum Teil also ein paar echte Geheimtipps. Und das Beste: Die meisten Spiele gibt es für richtig kleines Geld oder gleich ganz kostenlos.

von Christopher Hanraets

 

Z (PC)

Worum geht’s?

Hier gehen die Blechbüchsen aufeinander los: „Z“ ist ein Strategiespiel bei dem es vor allem um Schnelligkeit geht. Der Spieler ist Befehlshaber über eine Armee von Robotern und muss die gegnerische Blecheimer -Truppe bezwingen. Der für viele Strategiespiele typische Basisbau fällt komplett weg. Stattdessen ist die Karte in Sektoren unterteilt, in denen sich Fabriken, Radarstationen oder Werkstätten befinden. Wer den Sektor beherrscht, kann darauf zurückgreifen und schneller Einheiten produzieren. Trödelt man anfangs zu lange herum, gerät man schnell ins Hintertreffen. Den Sieg erringt der Spieler, indem er das gegnerische Fort zerstört, einnimmt oder alle feindlichen Einheiten auslöscht.

Warum sollte man „Z“ spielen?

Das Spielprinzip ist simpel, hat aber eine Menge interessanter Feinheiten: Zum Beispiel können Panzerbesatzungen von Infanteristen ausgelöscht werden. Das frei gewordene Fahrzeug steht dann bereit zur Eroberung. Infanterieeinheiten können Gewässer durchqueren und Felswände aus dem Weg gesprengt werden. Alles zusammen verleiht dem Spiel eine großartige taktische Tiefe und Spieldynamik. Außerdem belohnt das Spiel jeden Sieg mit einer herrlich trashigen Zwischensequenz. Heavy-Metal liebende Roboter, die Raketentreibstoff aus Dosen saufen und lautstark rülpsen  gehören genauso zum Humor des Spiels wie General Zod, der mit Hut, Sonnenbrille, Zigarre im Mundwinkel und großmäuligen Sprüchen auch in nahezu jeden Kriegsfilm passen würde.

Wo ist „Z“ heute erhältlich?

Lauffertig für aktuelle Betriebssystem gibt es „Z“ bei Steam für 6,99€. Da gibt es auch den bei Fans und Kritikern durchgefallenen Nachfolger „Z – Steel Soldiers“. Auf dem Smartphone ist das Spiel  als „Z Origins“ für 3,99€ im Google Play Store zu haben; bei iTunes als „Z The Game“ zum gleichen Preis. Außerdem gibt es ein kostenloses Open-Source-Remake namens „Zod Engine“.

 

Jetpack (PC)

Worum geht’s?

In „Jetpack“ steuert man ein kleines Männchen durch bildschirmfüllende Levels, in denen jede Menge grüne Edelsteine verteilt sind. Schafft man es, alle Edelsteine einzusammeln, ohne von einer der vielen Fallen umgebracht zu werden, öffnet sich eine große Holztür, die in den nächsten Level führt. Namensgebend ist der Raketenrucksack auf dem Rücken der Spielfigur, mit dem man sich sicher durch die Level bewegen kann – zumindest so lange der Treibstoff reicht. Mit Hilfe des Phase-Shifters lassen sich Backsteinwände kurzzeitig auflösen. Wer aber nicht rechtzeitig das Weite sucht, mauert sich ein – Game Over.

Warum sollte man „Jetpack“ spielen?

Erstens, weil die Levels mit der Zeit ganz schön knifflig sind und süchtig machen. Zweitens, weil es höllisch Spaß macht mit dem Jetpack durch die Gegend zu fliegen und drittens gibt es für jeden, dem die 100 vorgefertigten Levels nicht reichen, auch noch einen Leveleditor.

Wo ist „Jetpack“ heute erhältlich?

„Jetpack“ kann heute noch auf der Website des Entwicklers heruntergeladen werden. Um das Spiel spielen zu können, braucht es allerdings die DOS-Box. Auf Plattformen wie playdosgamesonline.com lässt sich Jetpack auch direkt im Browser spielen.

 

Spacestation Silicon Valley (N64)

Worum geht’s?

Schwebende Schafe, Füchse mit Elektromotoren und dampfbetriebene Nilpferde – auf der Weltraumstation Silicon Valley sind Tiere mit der Stationstechnologie verschmolzen. Die Station verschwand mit zahlreichen Tieren an Bord im Jahr 2001, taucht im Jahr 3000 plötzlich wieder auf und droht auf die Erde zu stürzen. Dan Danger und Roboter Evo werden entsandt, um sich die Sache etwas genauer anzusehen. Dummerweise stürzt ihr Raumschiff ab. Während Dan Danger im Wrack eingeschlossen ist, wird Evo vom Aufprall in seine Einzelteile zerlegt und wandelt nun als Mikrochip auf der Raumstation umher. Der Spieler muss mit Evo seine Teile wiederfinden und natürlich die Menschheit retten. Als Mikrochip ist Evo in der Lage, die Kontrolle über die mutierten Tiere zu übernehmen und sich deren Fähigkeiten und Eigenschaften zu Nutze zu machen.

Warum sollte man „Space Station Silicon Valley“ spielen?

Weil es völlig durchgeknallt ist. In welchem Spiel gibt es sonst rasende Mäuse mit Ferrari-Motoren und dicken Auspuffrohren? Wer britischen Humor mag, kommt voll auf seine Kosten. Allerdings muss man auch ein paar Bugs in Kauf nehmen.

Wo ist „Space Station Silicon Valley“ heute erhältlich?

Das N64-Modul gibt es bei Amazon für 10,90€. Wer noch eine funktionierende Konsole zu Hause hat, kann also zuschlagen. Die später erschienenen Versionen für Game Boy Color und Playstation (Evo’s Space Adventure) sind dort für knapp 30€ zu haben. Wer keine Konsole hat, kommt um einen Emulator wie Project64 wohl nicht herum.

 

Jagged Alliance 2 (PC)

Worum geht’s?

In „Jagged Alliance 2“ muss man als Anführer einer Söldnertruppe den kleinen fiktiven Staat Arulco von der Diktatur befreien. Auftraggeber ist der ehemalige Präsident Arulcos – die Diktatorin ist ausgerechnet seine Ex-Frau. Die Söldnergruppe besteht aus maximal sechs Leuten, die über eine Onlinebörse angeworben werden. Jedes Truppmitglied hat unterschiedliche Fähigkeiten, die durch Training noch verbessert werden können. Das Geld für die kleine Privatarmee kommt durch die im ganzen Land verteilten Erzminen rein. Die Landkarte ist in Sektoren unterteilt. Stößt der Trupp in einem Sektor auf Feinde, kommt es zu rundenbasierten Gefechten.

Warum sollte man „Jagged Alliance 2“ spielen?

Weil es ein bislang unerreichtes Strategiespiel ist, dass Strategie- und Rollenspielelemente verbindet und für Wochen fesselt. Dazu kommt die wirtschaftliche Komponente mit den Erzminen. Und auch der Humor kommt in „Jagged Alliance 2“, transportiert durch die völlig verschiedenen, teils durchgeknallten, Persönlichkeiten der Söldner, nicht zu kurz.

Wo ist „Jagged Alliance 2“ heute erhältlich?

Das Spiel ist auf der Retro-Gaming-Plattform Gog.com für 9,29€ für aktuelle Betriebssysteme zu haben. Amazon bietet den Download für 4,99€ an.

 

Commander Keen (PC)

Worum geht’s?

Commander Keen, bürgerlich Billy Blaze und acht Jahre alt, baut im Garten sein eigenes Raumschiff, wagt einen Flug zum Mars und stellt fest, dass die Erde von den Vorticons bedroht wird. Die Mission lautet daher: Welt vor dem Untergang bewahren und die Menschheit retten. Als Commander Keen rennt man nun seitwärts durch die zweidimensionalen Welten, springt mit dem Pogostick im Gepäck über Abgründe, überwindet Hindernisse und erledigt Gegner mit der Laserpistole. In „Keen Dreams“ geht’s um‘s Gemüse. Der junge Commander bekommt Alpträume, weil er sein Gemüse nicht aufgegessen hat und lieber die Eiscreme-Packung plünderte. In seinen Träumen wird er deshalb von bösartigen Kartoffeln, Brokkoli, Tomaten und Co. heimgesucht und muss im Pyjama Kartoffelkönig Boobus Toober bezwingen.

Warum sollte man „Commander Keen“ gespielt haben?

„Commander Keen“ ist nicht nur ein absoluter Klassiker, sondern so etwas wie der erste anständig funktionierende Side-Scroller auf dem PC überhaupt. Möglich machte das die 1990 revolutionäre Technologie von Entwickler id-Software. „Commander Keen“ ist also nicht nur ein tolles Spiel, sondern auch ein Stück Computerspielgeschichte. Wer zwischendurch keine Lust mehr auf Jump’n Run hat, kann jederzeit auf dem Handgelenkcomputer von Billiy Blaze eine Runde „Pong“ daddeln.

Wo ist „Commander Keen“ heute erhältlich?

Steam bietet die komplette Edition lauffähig für aktuelle Betriebssysteme für 4,99€ an. „Keen Dreams“ gibt es dort ebenfalls für 2,99€. Wer mit einer DOS-Box umgehen kann, findet die alten Originalversionen aber auch zum kostenlosen Download oder hier als Browserspiel.

 

Lemmings (PC/C64)

Worum geht’s?

Lemminge sind nicht gerade clever: Kommen sie an eine Wand drehen sie um, geraten sie an einen Abgrund, fallen sie herunter, laufen sie ins Wasser, saufen sie ab. Deshalb muss der Spieler aufpassen, dass wenigstens ein paar sicher die Tür in den nächsten Level erreichen. Dazu braucht es klare Anweisungen. Zum Beispiel können einzelne Lemminge als Stopper eingesetzt werden, an dem die anderen einfach umkehren. Oder sie klettern Wände hoch, graben Tunnel durch die Erde, bauen Treppen oder sprengen sich selbst in die Luft. Ein paar Opfer braucht es halt, um den Stamm zu retten.

Warum sollte man „Lemmings“ gespielt haben?

Wer Freude daran hat, knifflige Rätsel mit Geschick und dem richtigen Timing zu lösen, wird mit „Lemmings“ sicherlich seine Freude haben. Manövriert man sich in eine aussichtslose Situation kann man außerdem alle Lemminge gleichzeitig in die Luft jagen und wird trotz Niederlage mit einem hübschen Feuerwerk belohnt.

Wo ist „Lemmings“ heute erhältlich?

Bei den zahlreichen Nachahmern und Fortsetzungen lautet die Frage eher, wo es „Lemmings“ nicht gibt. Das DOS-Original von 1991 wird aber zum Beispiel hier als Browserspiel angeboten.

 

Wiggles (PC)

Worum geht’s?

In „Wiggles“ geht’s unter die Erde: Der Spieler übernimmt die Herrschaft über einen Clan von Zwergen, der von Göttervater Odin höchstselbst dazu auserkoren wird, sein entlaufenes „Hündchen“, den Fenriswolf, einzufangen. Der Spieler muss sich von der Oberfläche bis in die Unterwelt graben, Höhlen buddeln, Gebäude bauen, Pilze ernten, Hamster züchten (und essen) und Monster erledigen. Das Spiel vermischt Aufbaustrategie mit Rollenspiel-Elementen. Zwerge, die etwa besonders oft Pilze fällen und bearbeiten, werden irgendwann hervorragende Tischler.

Warum sollte man „Wiggles“ gespielt haben?

Weil es einfach ein großartiges und interessantes Spiel ist, bei dem der kommerzielle Erfolg leider ausblieb. Für „Wiggles“ spricht außerdem der absolut schräge Humor. Zwar sieht das Spiel durch die verniedlichende Grafik ganz putzig aus – die ach so knuffigen Zwerge fluchen aber trotzdem lautstark, saufen Bier, kiffen und haben sogar Sex. Letzteres trägt natürlich zur Vergrößerung des Clans bei.

Wo ist „Wiggles“ heute erhältlich?

Bei Amazon ist das Spiel ab 2,02€ gelistet. Allerdings wurde es noch zu Windows XP-Zeiten entwickelt. Soll es unter aktuellen Systemen laufen, muss man wahrscheinlich selbst etwas tüfteln.

 

Dungeon Keeper (PC)

Worum geht’s?

Willkommen auf der dunkeln Seite! In Dungeon Keeper verdingt sich der Spieler als Kerkermeister. In der Unterwelt lässt er Gänge und Höhlen graben und richtet sie gemütlich ein. Zumindest soweit es für die Kreaturen der Unterwelt gemütlich ist. Denn Ziel ist es, möglichst viele finstere Geschöpfe anzulocken, die sich in dem Kerker niederlassen und auf Helden losgehen, die dem unchristlichen Treiben im Untergrund ein Ende bereiten wollen. Auch andere Kerkermeister müssen ab und an bezwungen werden.

Warum sollte man „Dungeon Keeper“ spielen?

Weil es böse ist. Das Spiel persifliert das sonst typische Prinzip „Spieler steuert Helden, der in der Unterwelt Monster erledigt und Schätze sammelt“ indem es einfach die Seite wechselt. Außerdem darf man hier seine finstere Seite ausleben: Gefangene dürfen gefoltert und die eigenen Kreaturen mittels Ohrfeige zur härteren Arbeit angetrieben werden. Man kann Gefangene auch verhungern lassen. Dann wandeln sie als Skelettkrieger durch den Dungeon und kämpfen gegen das Gute.

Wo ist „Dungeon Keeper“ heute erhältlich?

Gog.com hat die Gold Edition des Spiels für 5,59€ im Angebot.

Björn

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Serienaficionado, Gamefanatic, Musiknerd und bekennendes Web 2.0-Opfer mit einer besonderen Vorliebe für jedweden Schwachsinn, den das Netz zu bieten hat.
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