Seine Musik brachte Aschenbrödel zum Schweben – Karel Svoboda wäre jetzt 77

Es gibt diese Momente, in denen Filmmusik und Filmbild zu einer perfekten Einheit zusammenschmelzen. Wenn das Aschenbrödel aus dem tschechischen Märchenklassiker beispielsweise auf ihrem Schimmel förmlich durch den weißen Winterwald schwebt, wird sie von den traumhaften Klängen Karel Svobodas getragen. Einfach himmlisch. Es ist wohl eine der populärsten Kompositionen des Mannes, der am 19. Dezember 2015 77 Jahre alt geworden wäre und auch als „Mozart Tschechiens“ bezeichnet wurde.

Besonders seine Musik für Kinderserien wurde weltbekannt – allein die von Karel Gott gesungene „Biene Maja“ dürfte in Deutschland wohl jedes Kind mitträllern können – und sei es über 30. Sehr populär war auch das von Mary Roos gesungene Intro-Lied für die Zeichentrickserie „Pinocchio“. Den kleinen Pandabären „Tao Tao“ schickte er ebenfalls mit einem gefühlvollen Song in seine Abenteuer, und „Der fliegende Ferdinand“ wurde durch seine Musik zunehmend leichter.

Schon früh zeichnete sich Svobodas musikalisches Talent ab – doch er wollte lieber erst Zahnarzt werden und ging studieren. In den 50er Jahren schloss sich Svoboda der populären tschechischen Band Mefisto an. Danach ging seine Karriere als Komponist durch die Decke. Mitte der 60er Jahre lieferte er Hits am Fließband für die tschechischen Schlagergrößen. Besonders mit Karel Gott ging er eine innige Beziehung ein – mehr als 80 Svoboda-Songs hat die „Goldene Stimme aus Prag“ in ihrem Repertoire.

Noch populärer wurde der Komponist, als er Filmen und Fernsehserien seinen unvergleichlichen musikalischen Stempel aufdrückte. Für rund 90 Produktionen lieferte Svoboda die Melodien. Besonders „Kindern“ der Jahrgänge 1965 bis 1980 dürfte es bei seinen wunderbar eingängigen Ohrwürmern immer wieder warm ums Herz werden. Und einen Nostalgie-Flash auslösen. Neben den oben genannten Helden sind seine Melodien auch untrennbar mit „Wicky und die starken Männer“, „Die Besucher“ oder „Unterwegs nach Atlantis“ verbunden.

Eher tragisch verlief das Privatleben des großen Komponisten – besonders in den letzten Jahren. 1992 starb seine erste Ehefrau Hanna Bohatová an Krebs – acht Jahre später seine vierjährige Tochter aus zweiter Ehe an Leukämie. 2002 überlebt Svoboda selbst nur knapp einen Verkehrsunfall. Im Jahr 2004 verlor er seinen jüngeren Bruder, mit dem er viel zusammenarbeitete. Am Sonntag, den 28. Januar 2007, erschießt sich Karel Svoboda im Alter von 68 Jahren in seinem Garten.