Oldennerd-Festivaltipp: „Charlie’s Country“

 

„Sie haben mir mein Gewehr genommen“, schimpft Charlie. „Und meinen Speer. Und mein Land.“ Da sei es seiner Meinung nach nur angemessen, dass er sich jetzt ein Polizeiauto vom weißen Mann „ausleiht“. Der australische Ureinwohner ist einfach unzufrieden mit der Gesamtsituation – und macht sich mit dem gestohlenen Vehikel auf in die Wildnis.

Denn im modernen Australien geht Charlie langsam vor die Hunde. Es ist ein Leben voller Fremdbestimmung. Ärzte, Polizisten, Drogendealer, Ladenbesitzer – die Weißen sagen ihm, was er wann wie zu tun hat. Manche meinen es gut, manche nicht. Sie geben ihm Geld, ein Dach über dem Kopf, Fast Food und jede Menge Gesetze, die Charlie nicht versteht. Auf der Strecke bleibt die eigene Identität.

Im australischen Busch will Charlie wieder wie seine Vorfahren leben. Weg von der Zivilisation, weg von den Weißen. Der Aborigine begibt sich auf die Reise. Doch schon bald kommt er vom geplanten Weg ab und findet sich an Orten wieder, die er eigentlich nicht besuchen wollte.

TRAILER von „Charlie’s Country“

„Charlie’s Country“ von Regisseur Rolf de Heer ist ein beeindruckendes Roadmovie, das vor allem von seinem großartigen Hauptdarsteller lebt. David Gulpilil spielt diesen melancholischen Charlie, der auf die Suche nach seiner längst verlorenen Heimat geht. Sein zerfurchtes Gesicht ist eines voller Fragen, voller Verzweiflung und manchmal auch voller Lebenslust.

Gulpilil hat am Drehbuch von „Charlie’s Country“ mitgeschrieben – und arbeitete seine eigenen Erfahrungen im modernen Australien mit in die Geschichte ein. Der Schauspieler, der auch im Oldenburger Filmfest-Beitrag „Mad Dog Morgan“ mitspielt, kennt die missliche Lage der Aborigines nur zu gut. Alkoholismus, Probleme mit der Polizei, kulturelle Missverständnisse: Gulpilil hat alle diese Erfahrungen selbst gemacht. Behutsam werden sie von Regisseur de Heer in ruhige Bilder verpackt.

Filmfest-Chef Torsten Neumann zeigte sich von Gulpilils schauspielerscher Leistung beeindruckt und lud ihn als Ehrengast nach Oldenburg ein. Der Aborigine gab ihm jedoch einen charmanten Korb: Er habe andere Pläne.

Gulpilil wollte eine Reise antreten – und zwar in den australischen Busch. Weg vom Filmgeschäft.

Termine:
theater hof/19 11.09.14 – 16:30
EWE Forum Alte Fleiwa 13.09.14 – 21:30

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Denis
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Denis

Redaktionsleiter bei NWZonline
Denis Krick (für immer 42) ist Rollenspieler, Comicleser, Serien- und Filmnerd, Gamer (wenn die Familie schläft) und wahrscheinlich Oldenburgs ältester Hiphopper. Am liebsten besucht er die Drehorte seiner Lieblingsserien & -filme auf der ganzen Welt.
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