In diesen fünf Filmen schimmert die Seele Russlands

Es ist keine Schwierigkeit zu verstehen, dass die Handlung eines Filmes in Russland spielt, weiß NWZ-Praktikantin Anastasia Boyarchenko: kleine Holzhäuschen, graues Dorf, komische alte Autos, Wodka, Balalaika, traurige schöne Frauengesichter, brutale Männer. Die Leute trinken viel (Foto: Imago) und nach dem Trinken singen sie. Nein, das sind keine Klischees, sondern in diesen Kleinigkeiten versteckt sich die russische Seele. Um sie zu verstehen, sollte man sich russische Filme anschauen und die ganze Mischung der Gefühle erleben. Anfängern empfehlt Anastasia diese fünf russischen Filme als „Must See“.
 
1.   Aljoscha, der ruhmreiche Recke
In diesem Zeichentrickfilm geht es um den russischen Helden Aljoscha Popowitsch, das heißt: Sohn des Priesters. Als er klein war, studierte er eifrig die Kunst des Kämpfens und wuchs nicht nur in der Länge, sondern auch in der Breite schneller als die anderen Buben. Immer wollte er mit den schwarzen, bösen Kräften kämpfen, und als er die Aufgabe bekam, den Drachensohn Tugarin zu finden und zu besiegen, um das gestohlene Gold zurückzuholen, sammelte er seine ganze heldenhafte Kraft und machte sich auf in den Staat der Tataren. Bei seiner gefährlichen Reise half ihm seine Braut Ljubawa, seine zukünftige Schwiegergroßmutter, der Esel Moisej und das sprechende Pferd Julius.

 
2.  Bruder 1 & Bruder 2
Die Geschichte dieses Films stellt die Atmosphäre der 1990er Jahre in Russland dar. Der 22-jährige Danila kehrt aus dem Krieg in Tschetschenien zu seiner Mutter zurück und die schickt ihn zu seinem Bruder nach Sankt Petersburg. Sein Bruder begrüßt Danila, indem er ihm eine geladene Waffe an die Schläfe hält. Danila bemerkt schnell die kriminellen Machenschaften der Stadt und wird  in die dunklen Geschäfte seines Bruders hineingezogen.
Ganz Russland hatte diese Zeit erlebt, und deswegen war dieser Film zu Beginn der 2000er Jahre in Russland sehr populär. Die Musik der Band „Bi-2“ färbt den Film düster ein – eine gute Wahl. „Bruder“ war nicht nur im Fernsehen, sondern auch auf den Straßen Russlands: Jungs wollten wie Danila sein und bastelten sich Gewehre aus Stöcken.

 
3.   Leviathan
Es gibt Menschen, die „Leviathan“ für den besten russischen Film der letzten 15 Jahre halten. Sehr ernst und definitiv düster ist dieses neue, gute, russische Kino. Es geht um einen Mann, Kolya, der in der russischen Provinz wohnt. Er lebt in einem Dorf in der Nähe des Barentssee im Norden Russlands. Sein ruhiger Alltag erfährt ein plötzliches Ende, als der korrupte Bürgermeister des Dorfes sich die Werkstatt, das Haus und das Land der Familie unter den Nagel reißen will. Kolya will nicht alles verlieren, was er besitzt. Er bittet seinen besten Freund Dmitri, der mittlerweile Anwalt in Moskau ist, ihm zu helfen. Er ahnt nicht, dass dieser Schritt sein Leben für immer verändern wird.

 
4.   Admiral
Krieg und Liebe sind zwei Dinge, die zusammengehören. In einem Krieg kämpft man wegen der Liebe zu einer Frau und zu einem Heimatort. In diesem Film gibt es alles: Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Action, Schönheit, russischen Charakter und russische Geschichte. Zwischen 1918 und 1920, also nach dem Ersten Weltkrieg, wurde in Russland viel zerstört und ehemalige Traditionen wurden entkernt. In dieser Zeit kämpft Admiral Kolchak für die russische Monarchie gegen die Rote Armee der Revolutionäre. Als Held des Ersten Weltkriegs zeichnet Kolchak sich durch seine strategische Brillanz aus. Der Film ist stark inszeniert und die besten russischen Schauspieler kommen zum Zug. Um ein ehemaliges Russland zu entdecken, sollte man sich diesen Film ansehen.

 
5.    Der Kuss der Bären
Allein wegen des Titels lohnt es sich, den Film anzuschauen. „Der Kuss der Bären“ ist spektakulär und passt zu jedem Geschmack. Die 14-jährige Zirkusartistin Lola ist eine Einzelgängerin. Ihre ganze Liebe schenkt sie einem jungen Bären, den sie Misha nennt. Eines Tages ist der Bär verschwunden. Im Käfig sitzt ein junger Mann, der behauptet, Misha zu sein.
Zirkus und Ballett sind tief in der russischen Kultur verwurzelt. Auf der Bühne müssen die Künstler die Zuschauer immer begeistern, sprachlos machen. Das ungewöhnliche Paar des tanzenden Mädchens mit ihrem Bären erreicht dieses Ziel vollkommen.

Timo

Timo Ebbers (37) glaubt nicht an ein Leben nach Hollywood und könnte sich durchaus vorstellen, ein Zimmerchen im Edith-Ruß-Haus für Medienkust zu bewohnen.