Die besten Anti-Liebesfilme

Sind Liebesfilme wirklich schuld? Schuld daran, dass wir keine realistischen Erwartungen von der Liebe haben? Meistens laufen sie ja nach dem guten alten Jane-Austen-Prinzip ab. Mann und Frau lernen sich kennen, schmeißen sich ständig verbale Torten ins Gesicht – das ist zwar nicht nett, aber irgendwie süß – und am Ende, am Ende gibt es noch mal kurz Drama mit anschließendem Happy End voller Rumgeknutsche. Laaangweilig!

Da loben wir uns doch die andere Art von Liebesfilmen, die wir gern als Anti-Liebesfilme bezeichnen. Sie zeichnen ein völlig anderes, realistischeres und häufig richtig schmerzhaftes Bild. Manche sind trotzdem lustig, einige eher traurig, andere dramatisch – und möglichst alles zugleich. Wir stellen euch die besten vor.

 

Zwei an einem Tag

Keine Bange, das Titelcover mit den knutschenden Anne Hathaway und Jim Sturgess lassen schlimmsten Disney-Zuckerkram vermuten – ist aber nicht so. Nach ihrer Examensfeier verbringen die beiden am 15.Juli eine Nacht zusammen: Dexter, der Playboy aus reichem Hause, und die intellektuelle Emma aus einfachen Verhältnissen. Was genau da ablief, erfährt man nicht, auf jeden Fall werden die beiden kein Paar, denn sie sind einfach zu unterschiedlich.

Danach zeigt der Film immer wieder den 15. Juli. Jim und Emma sind Freunde geworden, doch Emma fühlt mehr. Liebe. Ihre Leben laufen gänzlich verschieden. Der Partylöwe Dexter reist herum, wird TV-Star, und die Frauenwelt ist für ihn ein Selbstbedienungsladen. Emma dagegen versucht sich als Schriftstellerin, muss sich aber erst als Kellnerin in einem siffigen Lokal durchschlagen – und statt mit der großen Liebe Dexter ist sie mit einem Loser zusammen. Doch irgendwann wendet sich das Blatt. Emma wird Bestsellerautorin und Dexters Stern beginnt zu sinken. Er wird depressiv. Langsam dämmert‘s ihm, was er an Emma hat.

Beginnt der Film anfangs wie eine romantische Komödie, wird er mit der Zeit immer ernster. Für beide ist das Liebesleben ein Desaster, weil sie nicht zueinander finden. Sie verletzen sich gegenseitig, verletzen andere und werden verletzt. Nach ungefähr zwanzig 15. Julis scheint der Zeitpunkt gekommen, wo sich alles zum Guten wendet, doch dann schlägt das Schicksal noch mal richtig zu. Taschentücher einpacken!

 

Hautnah

So hochkarätig wie die Schauspielerriege mit Natalie Portman, Julia Roberts, Jude Law und Clive Owen ist auch das Gefühlsgemetzel, das die vier in „Haunah“ vollziehen. Der sensible aber egoistische Journalist Dan (Law) lernt die geheimnisvolle Amerikanerin Alice (Portman) kennen und benutzt ihr bewegtes Leben, um einen Roman zu schreiben. Beim Foto-Shooting für das Buch-Cover macht er sich an die von der Liebe enttäuschte Anna (Roberts) ran, für die er posiert. Unfreiwillig verkuppelt Dan die Fotografin mit dem sexbesessenen Arzt Larry (Owen) – und spannt sie ihm gleich wieder aus, nachdem dieser Anna geheiratet hat.

In der Liebe und im Krieg ist jedes Mittel erlaubt – heißt es so schön. Und in diesem Drama werden nicht gerade die Genfer Liebes-Konventionen eingehalten – falls es so etwas überhaupt gibt. Es wird gelogen, betrogen, bezirzt, verführt, gedroht und erpresst, dass die Schwarte kracht. Die ungleichen Rivalen Larry (maskuliner Macho) und Dan (gefühlvoller Frauenversteher) betrachten die Frauen dabei als Kriegsbeute und kommen nicht gerade sympathisch rüber.

Auf Romantiker könnte „Hautnah“ ganz schön verstörend wirken, Zyniker würden sich bestätigt fühlen, und für alle anderen eignet sich der Film als lehrreiches Stück über die dunkle Seite der Liebe. Ein schmerzvolles Stück, das durch den herzzerreißenden Titelsong „Blowers Daughter“ von Damien Rice noch mal mit einem kräftigen musikalischen Ausrufezeichen versehen wird. „Hautnah“ ist der Anti-Liebesfilm schlechthin.

 

(500) Days of Summer

„Don’t f*** the Company“ – (jugend)frei übersetzt: „Fang‘ nie was mit ´nem Arbeitskollegen an“. Wer „(500) Days of Summer“ gesehen hat, weiß, warum es dieses Sprichwort gibt. Grußkartenschreiber Tom verliebt sich heillos in Summer – die neue Assistentin seines Chefs. Der von Joseph Gordon-Levitt überzeugend gespielte hoffnungslose Romantiker gesteht ihr seine Gefühle, aber Summer (großartig: Zooey Deschanel) drückt sich vor Emotionen, denn sie glaubt nicht an die wahre Liebe und hält wenig von Beziehungen. Trotzdem fangen die beiden etwas miteinander an – und es beginnt ein Hin und Her.

Die 500 Tage, in denen der Film spielt, werden in raffinierten Zeitsprüngen gezeigt. Trotz der vielen schönen Momente für Tom merkt der Zuschauer schnell, dass es für den sympathischen Kerl in dieser Beziehung nicht gerade dolle läuft. Wie ein ergebenes Hündchen wird er an der Gefühlsleine von seiner Arbeitskollegin durch die Liebeslandschaft gezogen. Bis sie ihn eines Tages komplett aussetzt – Schluss macht. Tom verfällt in tiefe Depressionen, doch die Einladung zu einer Hochzeit macht ihm wieder Mut. Aber für wie lange?

Auch wenn es sehr bitter für Tom klingt, ist dieser Film keineswegs ein reines Drama. Im Gegenteil. Er kommt trotz aller Tiefgründigkeit sehr leicht und humorvoll daher, zeigt aber schonungslos: Wenn einer (deutlich) mehr liebt als der andere, ist das nicht gerade eine gute Basis.

 

Das hält kein Jahr…!

„Und wenn sie nicht gestorben sind … dann knutschen sie noch heute“ – So oder so ähnlich stellt man es sich ja vor, wie es in einer klassischen romantischen Kommödie weitergeht, wenn der Abspann läuft. Doch genau hier setzt „Das hält kein Jahr…!“ ein – und räumt insgesamt mit einem typischen Vorurteil auf: Liebe auf den ersten Blick ist ja sooo romantisch, und wenn man zusammengehört, soll man schnell die Hochzeitsglocken läuten lassen. So wie bei der Karrierefrau Nat (Rose Byrne) und dem schludrigen Schriftsteller Josh (Rafe Spall). Verliebt, verlobt, verheiratet. Von wegen!

In bunten Bildern voller kitschiger Visualität wird ihr Kennenlernen im Vorspann abgehandelt. Doch sobald der richtige Film beginnt, geht’s auch schon los mit den Problemen. Die grazile aber etwas spröde Schönheit und der chaotische Durschnittstyp – das passt zusammen wie Champagner zu Pommes Majo. Jeder im Umfeld merkt es, nur sie selbst wollen es sich nicht eingestehen. Keiner will als erster zugeben, dass die Hochzeit nach nur sechs Monaten ein Fehler war. Dadurch ergeben sich herrlich verrückte Situationen – vor allem in der Paartherapie.

Die extrem derbe britische Komödie von den Machern von „Borat“ gehört vielleicht nicht zu den besten Anti-Liebesfilmen, ist aber wohl die witzigste und vor allem zotigste.

 

Two Lovers

Film-Thema: Lieber einen Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach. An dieses Sprichwort hätte sich auch besser Antiheld Leonard (Joaquín Phoenix) gehalten, vor allem weil bei ihm der Spatz die wirklich bezaubernde Sandra (Vinessa Shaw) ist, die auf den depressiven Loser auch noch voll abfährt. Okay, Leonard hatte es vorher nicht leicht: Im Film erfährt man, dass er von seiner Verlobten verlassen wurde, er mehrere Suizid-Versuche unternahm und wieder bei Mama und Papa eingezogen ist.

Trotzdem mag man es ihm nicht durchgehen lassen, dass er zwar mit Spatz Sandra rummacht, dann aber doch die Taube in Form der schönen Nachbarin Michelle (Gwyneth Paltrow) begehrt. Er umgarnt sie, vollzieht Show-Einlagen und macht auf coole, dicke Hose – nur um ihr kurz danach wieder winselnd seine Liebe zu gestehen. Für das blonde Täubchen im Dauer-Heulmodus ist er allerdings nur der Kumpel und Sorgenonkel, weil Michelle wiederum die Geliebte ihres verheirateten Chefs ist. Von dem wird Frau Nachbarin aber so enttäuscht, dass sie mit ihm schlussmacht und Trost in Leonards Armen sucht. Der wittert seine Chance und plant mit ihr durchzubrennen.

„Two Lovers“ ist ein Liebesdrama der schwermütigsten Art. Manchmal kann man es kaum ertragen, wie blöd und trieb- bzw. gefühlsgesteuert sich Leonard verhält und dadurch noch weiter im Kummer absackt. Aber er lebt lieber nach dem Motto: Was bringt mir der blöde Spatz, wenn mir ständig die verdammte Taube vor der Nase rumflattert?!

 

To be continued: Dies ist nur eine kleine Auswahl der besten Anti-Liebesfilme. Spätestens zum Valentistag 2017 kommt der nächste Teil.