Brettspiel „Reporter“: Mach die verdammten Seiten dicht!

Immer wieder (also bislang zwei Mal) werde ich gefragt: Wie wird man eigentlich Journalist? Die Antwort ist ganz einfach. Man muss möglichst viel „Reporter …“ von MB spielen. Das Brettspiel aus dem Jahr 1976 hat den wunderbaren Titelzusatz „auf weltweiter Jagd nach Nachrichten“ – und der Spielplan ist eine tolle Weltkarte mit den wichtigsten Metropolen unseres Erdballs.

Maximal vier Spieler übernehmen hier die Rolle des klassischen Chefredakteurs und hetzen ihre Reporter über eben diese Weltkarte, um die heißesten Geschichten ins Blatt zu hieven. Denn das Ziel des Spiels ist auf der Verpackung klar formuliert: „Wer seine Zeitung als erster komplett hat, ist der beste Nachrichtenmann.“ Und dieser hat dann folglich nicht nur total früh Feierabend, sondern auch gewonnen.

Man darf zwischen vier Blättern wählen: „BILD“, „Die Welt“, „Berliner Zeitung“ und „Hamburger Abendblatt“ – der Fachmann erkennt sofort, dass es sich in allen Fällen um Produkte aus dem Hause Axel Springer handelt. Zumindest war das damals so. Eine Erweiterungs-Edition mit der „taz“, der „Süddeutschen“ und dem „National Enquirer“ hat es leider nie gegeben.

Herr Diekmann, bitte übernehmen!
Herr Diekmann, bitte übernehmen!

Im Spiel gibt es Unglückskarten („Visum verweigert“, „Flughafen geschlossen“, „Keine Verbindung zu Reuters“ etc.), Reporterkarten, die alles Unglück neutralisieren (weil Journalisten einfach Tausendsassa sind), und Nachrichtenkarten. Letztere handeln zum Beispiel von Tigern im Vorgarten, Doping per Blasrohr und Geisterjagd im Spukschloss. Also wie in der echten Zeitung. Manchmal haben die Nachrichtenkarten sogar einen aktuellen Bezug (siehe Bild unten).

Ein spurlos verschwundenes Flugzeug. Klingelt da etwas?
Ein spurlos verschwundenes Flugzeug. Klingelt da etwas?

Absolutes Highlight ist ein Beispiel für die längst zu Unrecht außer Mode gekommene Informationsübermittlung per Telex (kommt bei mir gleich nach der Rohrpost). Das gelbe Teil aus Plastik ist zwar leider überhaupt nicht funktionsfähig, aber dafür ein entscheidender Faktor für den „Reporter“. Das Ding ist halt irre schnell – für die siebziger Jahre.

Ganz in Deutsche Post: Schön gelb, dieses neumodische Telex.

Fazit: „Reporter“ ist definitiv nicht nur für angehende Journalistenschüler ein großer Spaß. Insbesondere die hanebüchenen Nachrichten sorgen für reichlich Lacher. Auch wenn man ein paar von denen erst gestern in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben gelesen hat.

Erhältlich auf gut sortierten Flohmärkten und manchmal auch bei eBay.

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Denis

Redaktionsleiter bei NWZonline
Denis Krick (für immer 42) ist Rollenspieler, Comicleser, Serien- und Filmnerd, Gamer (wenn die Familie schläft) und wahrscheinlich Oldenburgs ältester Hiphopper. Am liebsten besucht er die Drehorte seiner Lieblingsserien & -filme auf der ganzen Welt.
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