Bitte nicht entzaubern: Meine Angst vor der Fortsetzung von Harry Potter

Viele Fans wünschen es sich – ich aber fürchte mich davor: Für diesen Sommer hat Joanne K. Rowling eine Fortsetzung der Harry Potter Reihe angekündigt. „Harry Potter and the Cursed Child“, der 8. Teil der legendären Saga, sollte eigentlich nur als Theaterstück in London aufgeführt werden. Das fanden alle Nicht-Londoner unter den Potter-Fans nun gar nicht so gut, woraufhin Rowling entschied, den Text zum Stück auch in Buchform zu veröffentlichen. Harry Potter Teil 8 also. Na, wenn das mal gut geht.

HANDOUT - Das vorläufige Buchcover des im britischen Verlag «Little, Brown Book Group Limited» erscheinenden Buches «Harry Potter and The Cursed Child» («Harry Potter und das verwunschene Kind») der britischen Autorin Joanne K. Rowling (undatierte Aufnahme). Foto: Little, Brown Book Group Limited/dpa (zu dpa «Harry Potter und kein Ende - neues Buch kommt im Juli» vom 11.02.2016 - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung in Zusammenhang mit der Berichterstattung über das genannte Buchund nur bei vollständiger Nennung der Quelle: «Foto: Little, Brown Book Group Limited/dpa») +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

Die Geschichte geht nämlich da weiter, wo der 7. Teil aufgehört hat. 19 Jahre nach Hogwarts und dem finalen Kampf gegen Lord Voldemort ist Harry verheiratet, Vater dreier Kinder und arbeitet im Zaubereiministerium. Das ist die Ausgangssituation, aus der Rowling eine neue Potter-Geschichte spinnt. Das Portal Pottermore hat jetzt aktuelle Aufnahmen der Bühnenschauspieler veröffentlicht. Aber warum macht sie das? Es hieß doch immer, dass mit dem siebten Buch endgültig Schluss sein würde. Das war zwar irgendwie traurig, aber irgendwie auch gut.

Denn die Potter-Reihe ist einfach großartig. Mich hat sie einen Großteil meiner Kindheit und Jugend begleitet, jedem Buch habe ich entgegengefiebert wie ein Kleinkind seinem Geburtstag und mich nach Erscheinen tagelang nicht vom Sofa bewegt und kaum geschlafen, um die Geschichte so schnell wie möglich aufzusaugen. Und welcher jugendliche Leser hat nicht davon geträumt, Teil der Zaubererwelt zu sein und mit Harry, Ron und Hermine durch die Gänge von Hogwarts zu schleichen, „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ zu lernen und beim Quidditch Tore zu werfen? Ich zumindest schon. Nebenbei bemerkt: Es gibt tatsächlich Menschen, die Quidditch spielen. In echt.

Die Geschichte um Harry Potter ist perfekt, auch wenn ich so manches Mal mit den Entscheidungen von Mrs. Rowling gehadert habe. Ein Tiefpunkt war erreicht, als sie Sirius Black umbrachte, Harrys verschrobenen und zu Unrecht des Mordes an dessen Eltern verurteilten Paten, den ich allein schon toll fand, weil er sich in einen riesigen Hund verwandeln konnte (der mir allerdings auch irgendwie ganz schön Angst gemacht hat, damals). Kurz vor dem Brandbrief an die Autorin stand ich dann, als auch noch Fred Weasley dran glauben musste.

Dennoch: Harry Potter ist großartig und Rowling eine meisterhafte Geschichtenerzählerin. Trotzdem, wenn ich an eine Fortsetzung denke, dann vor allem an eins: Bitte versau’s nicht. Vielleicht bin ich auch traumatisiert von der Twilight-Saga, in der es Stephenie Meyer nach einem (wirklich!!) guten ersten Buch (Buch, nicht Film!!) schafft, den literarischen Karren mit den folgenden Bänden derart gegen die Wand zu fahren, dass ich Teil vier kaum zu Ende lesen konnte.

Ich kann ja auch verstehen, dass es erstmal schwierig ist, wenn man jahrelang in der Harry-Potter-Blase von einem gigantischen Erfolg zum nächsten geschwebt ist. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass die anderen Rowling’schen Veröffentlichungen, sagen wir mal, eher so mittel liefen, zumindest solange nicht bekannt war, dass sie von ihr sind (die Autorin hatte ein Buch zunächst unter einem Pseudonym veröffentlicht). Harry und Co. müssen für sie so etwas wie langjährige Freunde sein, und niemand sagt gern einem Freund Lebewohl, mit dem man so eine gute Zeit verbracht hat. Und der einem nebenbei so ein Vermögen eingebracht hat, dass man sich ein eigenes Hogwarts aus Goldbarren bauen könnte.

Loslassen kann also auch J.K. Rowling nicht – sie möchte die Zauberwelt einfach nicht verlassen, was ja auch verständlich ist. Der Film „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, der im kommenden November in Großbritannien anläuft, spielt ebenfalls im magischen Universum. Ursprünglich hieß so ein Schulbuch von Harry; Rowling hat daraus dann eben auch noch einen Roman geschrieben.

Kann man machen. Aber es gibt eben auch eine ganze Menge zu verlieren. Natürlich wird dieser Film oder der 8. Teil nichts daran ändern, dass die bisherige Potter-Saga fantastisch ist. Doch wäre es einfach schade, dem Ganzen im Nachhinein einen schlechten Beigeschmack zu verleihen – nach dem Motto „War schön, aber dann…“.

Also, liebe Joanne K. Rowling: Bitte, bitte mach mir Harry Potter nicht kaputt. Bitte überrasch mich und bring einen achten Teil raus, der mich noch mehr darin bestätigen wird, die Reihe toll zu finden. Oder lass die Fortsetzung auf der Theaterbühne, wo ich sie ignorieren kann.

Bilder: dpa

Greta Block

Greta Block

ist Fantasyfan, also eigentlich nur manchmal, und trauert immer noch den Tagen hinterher, an dem ihre Mutter ihr den neuesten Harry Potter mitgebracht hat. Die ist nämlich Buchhändlerin und sorgte immer für druckfrischen Nachschub.
Greta Block