Wann schlägt der „Madden“-Fluch zu?

Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Oldennerd das erste Mal den Fußball gegen das Schweinslederei getauscht und sich „Madden“ auf der PS4 zur Brust genommen. Damals (waren das noch Zeiten?) erntete er für sein Interesse am amerikanischen Sportliebling noch reichlich fragende bis mitleidige Blicke. Knapp 12 Monate später hat sich das deutlich geändert.

Jeden verdammten Sonntag treffen sich immer mehr Deutsche zu Liveübertragungen der NFL-Spiele, plötzlich wissen Viele, was Press-Coverage, Play Action und Pick-six sind und die unausweichlichen Fifa-Turniere beim Abhängen mit Freunden sind unerbittlichen „Madden“-Matches gewichen. Grund genug für den Oldennerd, die neueste Version von EAs Football-Simulation genauer anzuschauen – in der Hoffnung, dass, seien es auch nur leichte Veränderungen beim Gameplay, diese Neuerungen ihm beim nächsten Matchup in die Karten spielen.

Was gleich geblieben ist: Einmal mit alles, aber nur auf Englisch

„Madden 18“ ist weiterhin das einzige Football-Spiel mit kompletten NFL-Lizenzen, also allen Teams, Spielern, Trainern und Stadien. Immer noch brauchen Neulinge mehr als nur ein paar Minuten, sich in das komplexe Playcalling reinzuspielen und nicht nur an einer Wand aus Muskeln zu zerschellen. Und natürlich sind Text- und Sprachausgabe auch anno 2017 nur auf Englisch zu haben. Grundlegend ist auch die Controller-Belegung gleich geblieben, von ein paar Finessen mal abgesehen.

Was es Neues gibt: Story-Modus, Gameplay, Play-Clock

Dem allgemeinen Trend zum Geschichtenerzählen in Sportspielen folgend präsentiert „Madden18“ mit dem Spielmodus „Longshot“ seine auffälligste Neuerung. Hier verfolgt (und spielt) man einen einst vielversprechenden High School-Spieler, der nach dem Unfalltod seines Vaters und einem miesen College-Spiel eigenlich die Cleats an den Nagel gehängt hatte. Dank der Hartnäckigkeit seines Freundes schafft er es dann aber doch auf den Radar der NFL-Scouts. Dabei helfen soll eine Reality-Show namens eben „Longshot“.

In deren Verlauf muss Devin Wade, so heißt der Avatar nämlich, verschieden Aufgaben erfüllen wie Präzisionspassen, schnelle Entscheidungsfindung und natürlich das Agieren unter Druck. Am Ende wird er dann (hoffentlich) von einem Team gedrafted.

Abseits von der Starbesetzung (unter anderem Mahershala Ali als verschiedener Vater und QB-Legende Dan Marino als Mentor) und der eigentlich ganz unterhaltsamen Spiel-Herausforderungen ist die Story allerdings Ami-Kitsch vom Feinsten – Hochgelobt, dann ganz unten, Schicksalsschlag und am Ende doch wieder obenauf. Kannste mögen, musste aber nicht. Nach knapp vier Stunden ist das Ganze dann auch zu Ende. Schön wäre gewesen, das ganze Ding zu verlängern und dem Spieler die Möglichkeit zu geben, sich auch in der NFL zu beweisen. Vielleicht im nächsten Jahr.

Das Ei eiert

Gameplaymäßig ist „Madden“ in diesem Jahr tatsächlich ein bisschen schwieriger und damit auch besser geworden. Denn gerade Pässe kamen im vergangenen Jahr relativ zuverlässig wie an der Schnur gezogen beim Reciever an, bei „Madden 18“ muss man da schon ein bisschen mehr Zielwasser trinken, sonst eiert das Ei und zuvor noch sichere Bälle enden ganz schnell beim gegnerischen Safety.

Und auch das Laufspiel wird, gerade auf den höheren Schwierigkeitsstufen, schneller und rabiater gestoppt als noch zuvor. Was am Anfang eher für Ärger und hingeknallte Controller sorgt, führt mit der Zeit dazu, dass man stärker auf Feinheiten bei der Aufstellung der Defense achtet und versucht, den Kühlschränken mit Finesse beizukommen.

Plus: Endlich ist die beschleunigte Play-Clock automatisch ausgestellt. Regelmäßig war der Oldennerd beim Vorgänger noch an die Decke gegangen, wenn er vergessen hatte, den kleinen Schieberegler vor Spielstart umzustellen und sämtliches Clock-Management damit zum Teufel ging.

Der Madden-Fluch

Bisher ist „Madden“-Coverboy Tom Brady noch gesund und einigermaßen vernünftig durch die Saison gekommen. Die Frage ist also, wann der „Madden-Fluch“ zuschlägt. Letztes Jahr hatte es Rob Gronkowski ja dann zur Saisonhalbzeit doch noch erwischt, Richard Sherman, Drew Brees und Michael Vick sind weitere prominente Opfer. Vielleicht wollte man bei EA ja auch, dass die Patriots nicht schon wieder den Super Bowl gewinnen.

 

Bilder: EA Sports

 

 

Björn

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Serienaficionado, Gamefanatic, Musiknerd und bekennendes Web 2.0-Opfer mit einer besonderen Vorliebe für jedweden Schwachsinn, den das Netz zu bieten hat.
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