„Mr. Robot“ ist die beste und mutigste Serie des Jahres

„Fuck Society“ – „Fick die Gesellschaft“, schreit Elliot Alderson (Rami Malek) in sich hinein während er schweigend auf dem Sofa seiner Psychiaterin sitzt. Der junge Programmierer ist wütend auf die Welt. Warum? Vielleicht weil wir alle Apple-Gründer Steve Jobs für einen großartigen Mann hielten, obwohl wir wussten, dass er Milliarden US-Dollar mit Kinderarbeit verdient hat, sagt Elliot. Oder vielleicht deshalb, weil sich seiner Meinung nach Helden wie Lance Armstrong oder Bill Cosby als das komplette Gegenteil entpuppten und die Welt sich wie eine einzige Verarschung anfühlt.

Das sind deutliche Worte, die Elliot benutzt – und dann doch im realen Leben ungesagt lässt. Die Wörter spuken nur in seinem Kopf herum und der Zuschauer ist als Gedankenleser dabei.

Tagsüber arbeitet Elliot in einer Sicherheitsfirma, die dem übermächtigen E-Corp-Konzern Schutz vor Cyberkriminalität verkauft. Abends steht Elliot auf der anderen Seite des digitalen Zaunes, betäubt sich mit Drogen und treibt als genialer Hacker im Internet sein Unwesen. Soziale Bindungen hat er kaum, er betrachtet Menschen als reine Systeme, die genauso leicht zu hacken sind wie Computer.

In der U-Bahn trifft Elliot auf den geheimnisvollen Mr. Robot (Christian Slater), der ihn für eine weitaus größere Cyberattacke anheuert: Der Hacker soll den bösartigen E-Corp-Konzern ins Chaos stürzen. „Bist du eine 1 oder eine 0?“, fragt Mr. Robot den skeptischen Elliot in Anlehnung an den Binärcode. „Handelst du oder nicht?“

„Mr. Robot“ von Sam Ismael ist fürs US-amerikanische Fernsehen mehr als nur ungewöhnlich. Die zehnteilige Serie ist eine kompromisslose Kapitalismuskritik, die vom Zuschauer regelmäßig den Einsatz von reichlich Gehirnschmalz fordert – und ihn dann zur Belohnung auch regelmäßig überrascht.

Die Show, die vom Kabelsender USA Network ausgestrahlt wird und in Deutschland über iTunes erhältlich sowie dank Amazon Prime zu sehen ist, ist eine genial-bedrohliche Mischung aus Verschwörungstheorien, Brett Easton Ellis‘ „American Psycho“, dem Maskenkult um die Hackergruppe Anonymous und einer radikalen Gehirnwäsche. Dazu kommen grandiose Charaktere wie der verstörende E-Corp-CEO Phillip Price (Michael Cristofer), die der Serie noch weitere Tiefe verleihen, und die Hauptfigur ist vielschichtiger als jeder TV-Held zuvor.

Völlig zu Recht, hat die Serie beim Filmfestival in Sundance dem Publikumspreis abgeräumt und lief auf dem Filmfest in Tribeca.

Gottseidank, ist die zweite Staffel von „Mr. Robot“ bereits bei den Produzenten in Auftrag gegeben. Ich will mehr davon.

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Redaktionsleiter bei NWZonline
Denis Krick (für immer 42) ist Rollenspieler, Comicleser, Serien- und Filmnerd, Gamer (wenn die Familie schläft) und wahrscheinlich Oldenburgs ältester Hiphopper. Am liebsten besucht er die Drehorte seiner Lieblingsserien & -filme auf der ganzen Welt.
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