Ein Wiedersehen für „Drei Tage in Auschwitz“

Einem Mann wie Philippe Mora vergeht auch beim Thema Holocaust das Scherzen kaum. „Es ist nicht einfach für mich, ernsthaft zu sein“, gibt der Regisseur zu, bevor er seinen Film „Three Days in Auschwitz“ (Foto: Filmfest) als Deutschlandpremiere beim Oldenburger Filmfest präsentiert. Eric Clapton, der die Musik geschrieben hat, wusste schon, warum er seinen alten Freund angsichts des Themas fragte: „Es ist keine Komödie, oder?“ Nein, es ist keine Komödie. Die Besucher sehen einen sehr persönlichen Film des 66 Jahre alten Regisseurs, dem 2014 die Retrospektive des Festivals gewidmet war.

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„Three Days in Auschwitz“ ist in kaum einer Hinsicht ein normaler Film. Philippe Mora beschreibt ihn vor einigen Dutzend Besuchern im Cine K  als Sammlung journalistischer Notizen. Oder auch, wie es im Untertitel heißt, als „filmische Notizen für meine Enkel“.

Wie zufällig mit der Smartphonekamera eingefangen, sehen wir Besucher über die Gleise von Auschwitz laufen. Unter ihnen: Philippe Mora. Er spicht direkt in die Kamera, wenn er unnumwunden sein Anliegen erklärt: Es geht darum, an die Toten von Auschwitz zu erinnern. Daran zu erinnern, dass die systematische Vernichtung der Juden im Dritten Reich wirklich stattgefunden hat. Aufnahmen aus der Gedenkstätte wechseln mit Szenen, die Mora am Mahnmal in Berlin, in einer Ausstellung in London, mit seiner Mutter oder im privaten Archiv mit unzähligen Büchern über die Zeit des Dritten Reiches zeigen.

Auschwitz hat Philipppe Mora immer beschäftigt; dieser Ort lässt ihn nicht los. Mehrere Familienmitglieder väterlicherseits sind dort umgekommen. Seine Mutter Mirka Mora erzählt in diesem Film, wie sie durch puren Zufall aus den Händen der Nationalsozialisten befreit wurde, einen Tag bevor sie in einem Zug nach Auschwitz verschleppt werden sollte. „Die Reise ins Paradies“, wie sie sagt. Da ist er wieder, der Humor, den auch ihr Sohn Philippe nie ganz verliert.

Der Humor ist dann auch eines der Themen, die das Oldenburger Publikum nach der Vorstellung mit dem Regisseur diskutiert. Denn im Film blitzen immer wieder lustige Anekdoten auf. „An dem Thema ist gar nichts lustig“, sagt Mora, ergänzt aber: „Humor ist ein Überlebensmechanismus, gerade in einer solchen Zeit.“

Dass Mora auf die bekannten Archivbilder von Leichenbergen in befreiten Konzentrationslagern verzichtet, hat andere Gründe. „Dazu gibt es unzählige nüchterne Dokumentationen, die bestimmt ihre Berechtigung haben, indem sie die Fakten präsentieren“ sagt Mora, der selbst spektakuläres Archivmaterial für seinen Film „Swastika“ zusammengetragen und damit 1973 beim Filmfest von Cannes einen Skandal ausgelöst hatte. „Ich glaube, es ist wichtig, auch eine sehr persönliche Sicht auf die Grausamkeiten von Auschwitz zu haben.“

Was Philippe Mora, ein Künstler, der mit Stars wie Christopher Lee, Dennis Hopper und Christopher Walken gedreht hat, seinen Kindern und Enkeln hinterlassen möchte, hat er an diesem Nachmittag mit den Menschen in Oldenburg geteilt. Ein Geschenk, das uns so nur das Filmfest macht.

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Wiedersehen in Oldenburg (von links): Festivalchef Torsten Neumann, Regisseur Philippe Mora und Kameramann Harald Grosskopf. Foto: Timo Ebbers

Timo

Timo Ebbers (37) glaubt nicht an ein Leben nach Hollywood und könnte sich durchaus vorstellen, ein Zimmerchen im Edith-Ruß-Haus für Medienkust zu bewohnen.