Wir verneigen uns vor Ennio Morricone

Das ist ja fast ein Skandal: Ennio Morricone (Foto: dpa) bekommt einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame. Warum erst jetzt? Dieser Mann ist vielleicht der originellste Filmkomponist überhaupt. Zu großer Leinwand ist seine Musik gerade in Quentin Tarantinos „The Hateful Eight“ zu hören. Der Maestro ist derzeit sogar auf großer Tournee – am 18. Februar spielt der Maestro in Köln. Anlass genug, das Genie und zehn seiner schönsten Stücke zu würdigen.

Spiel mir das Lied vom Tod (1968)

Eine Westernoper hat man „Once Upon A Time In The West“ auch genannt. Das Mundharmonika-Motiv kennt jeder, das Cheyenne-Motiv ist kaum weniger bekannt. Mein Favorit aber ist C’era Una Volta Il West, das Jill McBain begleitet, als sie am Bahnhof ankommt. Die Musik schwillt an, als die Kamera zum Panoramablick über die werdende Stadt hochfährt. Wenn es einen beispielhafen Moment für die epische Macht von Filmmusik gibt, dann diesen.

Zwei glorreiche Halunken (1966)

Ayiayiaaaaah! Eben habe ich’s noch gehört: Ein Kollege aus der Wirtschaftsredaktion pfeift das Thema immer mal vor sich hin, wenn er fröhlich durchs Treppenhaus läuft. Der expressive, instumentale Einsatz von Stimmen und anderen Hilfsmitteln ist ein Markenzeichen Morricones, hier in Vollendung.

Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1970)

Diese schmutzige kleine Perle gehört zum Genre des Giallo, eine Spielart italienischer Thriller, die hierzulande mit den piefigen Edgar-Wallace-Filmen in einen Topf geworfen wurde. Regisseur Dario Argento hat, bevor er mit „Suspiria“ unsterblich wurde, einen Genreklassiker erschaffen, veredelt mit der Musik von Meister Morricone.

Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

Ja, Morricone kann auch sparsam und atmosphärisch. John Carpententers Horrorschocker-Remake von „The Thing“ wäre ohne diese Klänge weniger wert. Goldene Himbeere für den schlechtesten Soundtrack, wähnte Hollywood. Ein Irrtum.

Es war einmal in Amerika (1984)

Opulenter noch als „Spiel mir das Lied vom Tod“ hat Sergio Leone dieses Epos angelegt. Fast vier Stunden folgen wir der Freundschaft zweier Gauner. Dass uns keine Minute langweilt, liegt an den Darstellern Robert de Niro und James Woods, an der irrsinnig schönen Bilderflut – und einmal mehr an Morricones Musik. Vielleicht etwas sentimental. Aber sie kriegt dich.

The Untouchables (1987)

Wieder so ein Klassiker und Publikumsliebling. So expressiv drängend Morricone das Eröffnungsthema angelegt hat, so zart illustriert er die Männerfreundschaft zwischen Ness und Malone. Ob Sean Connery seinen einzigen Oscar auch der Tatsache verdankt, dass Morricone ihm so schöne Musik geschrieben hat? Geschadet hat es sicher nicht.

Mein Name ist Noboby (1973)

Dieser Western mit Terrence Hill ist ganz anders als die vielen Klamauk-Klassiker mit oder ohne Bud Spencer. Genauso lustig, aber mit mehr Tiefgang. Sergio Leone schrieb das Drehbuch als Abgesang auf seine Italowestern, Henry Fonda zitiert den Revolverhelden aus „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die Musik zeigt neue Facetten, Nobodys Thema ist die Fröhlichkeit in Melodie. Hört man zuweilen sogar im Radio.

La Lucertola Con La Pelle Di Donna

Keine Ahnung, welcher Film hinter dieser Musik steckt. Doch das Stück ist auf der ersten CD der Reihe „Mondo Morricone“ zu hören. Wer in die Musik des Meisters zu Dutzenden obskurer, inzwischen meist vergessener Filme einsteigen möchte, ist mit dieser Sammlung gut bedient.

In der Glut des Südens (1978)

Richard Gere war noch jung und Regisseur Terrence Malick ein verheißungsvolles Genie des New Hollywood, als dieses Südstaaten-Drama auf die Leinwand kam. Der magische Bilderrausch um eine Dreiecksgeschichte wird von Ennio Morricones Musik subtil veredelt. Dafür wurde er zumindest mal für den Oscar nominiert.

The Hateful Eight (2016)

Natürlich Tarantino. Schon für „Django – Unchained“ hatte er Ennio Morricone etwas Musik abgerungen, nun schrieb ihm der Meister die Musik für „The Hateful 8“. Schade, dass sie nicht im Trailer zu hören ist. Aber der Film läuft ja noch in den Kinos.

 

Timo

Timo Ebbers (37) glaubt nicht an ein Leben nach Hollywood und könnte sich durchaus vorstellen, ein Zimmerchen im Edith-Ruß-Haus für Medienkust zu bewohnen.