Terence Hill: Held meiner Kindheit

Er ist ein Film-Held meiner Kindheit: Terence Hill (Foto: dpa). Kaum zu glauben, dass der sympathische blonde Italiener mit den stahlblauen Augen und dem verschmitzten Grinsen nun bereits 77 Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen ausblasen durfte. Wo ist nur die Zeit geblieben?

Mit großer Begeisterung habe ich Hill vor allem in meiner Schulzeit Seite an Seite mit Bud Spencer (86) kämpfen sehen. Untermalt von scheppernden und krachenden Sounds hat das Duo in unzähligen Filmen der 70er bis 90er Jahre seinen Widersachern mit Backpfeifen und Kinnhaken die Grenzen aufgezeigt. Von der Western-Parodie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ bis hin zur Buddy-Komödie  „Zwei außer Rand und Band“ konnte ich mich immer königlich über Hill und Spencer amüsieren. Die trockenen Sprüche des cleveren, flinken und wortgewandten Blonden auf der einen und des haarigen, bärbeißigen „Dicken“ auf der anderen Seite trieben mir nicht selten vor Lachen die Tränen in die Augen.

Doch bevor sich der gebürtige Venezianer an der Seite von Bud Spencer durch das Komödienfach und Italo-Western prügelte, machte er sich unter anderem einen Namen in Monumentalfilmen, dem historischen Drama  „Der Leopard“ (1963) oder auch Karl-May-Verfilmungen wie „Winnetou II“ (1964) oder „Old Surehand“ (1965). Auch in Teil eins und zwei von „Die Nibelungen“ (1966/1967) war Hill zu sehen. Im Anschluss widmete er sich dann vorrangig dem Italo-Western, in dem er – auch an der Seite von Bud Spencer – in ernsthafteren Rollen zu sehen war.

Westerheld Hill, der eigentlich Mario Girotti heißt, sieht auf den ersten Blick gar nicht wie ein gebürtiger Venezianer aus. Sein Vater war Italiener, seine Mutter kam aus Deutschland (Dresden), wo Hill unter anderem in Lommatzsch bei Dresden ab 1943 einen Teil seiner Kindheit verbrachte. 1947 zog die Familie nach Amelia in Italien. Dort schloss Hill die Schule ab und studierte einige Semester Literatur in Rom.

Schauspielern war schon als Kind seine große Leidenschaft. Als Zwölfjähriger erhielt Hill in Rom seine erste Filmrolle in „Vacanze col gangster“ (1951). Mit 15 Jahren besuchte er für drei Jahre die Schauspielschule. 1964 kehrte er schließlich nach Deutschland zurück und stand in einigen Heimat- und Westernfilmen vor der Kamera, unter anderem in den Karl-May-Verfilmungen. Bis in die späten 1980er-Jahre trat er regelmäßig als Filmschauspieler auf, seit den 1990er-Jahren ist er vorwiegend im Fernsehen tätig.

Terence Hill hat einen 46-jährigen leiblichen Sohn (Jess). Sein Adoptivsohn Ross kam 1990 bei einem Autounfall ums Leben.

Zu Hills liebsten Hobbys zählte unter anderem das Schwimmen. Darin war er sehr erfolgreich. Mit seiner Schwimmmannschaft „Lazio“, zu der später auch Bud Spencer zählte, gewann er eine Bronzemedaille bei den italienischen Jugendmeisterschaften.

 

Kongeniales und schlagkräftiges Duo

 

1959 war Hill in „Hannibal“ erstmals an der Seite seines langjährigen Schauspielpartners Bud Spencer zu sehen. Es sollte eine wegweisende Zusammenarbeit mit weltweitem Erfolg werden. Zwar waren die Filme der schlagkräftigen Paarung künstlerisch häufig nicht besonders anspruchsvoll, doch das störte mich und Millionen von Fans nicht. Wir liebten die Massenkeilereien, die coolen Sprüche, die knallharten Schurken und ihre Schergen und vor allem die ganz besondere Chemie, die das Erfolgsduo auf der Leinwand verband. „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970), „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (1972), Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972), „Zwei außer Rand und Band“ (1976),  „Zwei sind nicht zu bremen“ (1978) oder auch „Das Krokodil und sein Nilpferd“ (1979) gehören zu meinen Lieblingsstreifen der kongenialen Buddies.

ARCHIV - Die italienischen Schauspieler Bud Spencer (l) und Terence Hill signalisieren "Daumen hoch" während der Vorstellung ihres neuen Films "Vier Fäuste für Rio" in der 50. Sendung der Fernsehshow "Auf los geht's los" am 20. Oktober 1984. Am 29. März 2014 feiert Hill seinen 75. Geburtstag. Foto: Istvan Bajzat/dpa (zu dpa-Korr "Der Italiener mit den stahlblauen Augen - Terence Hill wird 75" vom 23.03.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Legendär sind ihre Wortgefechte, wobei Hill nicht selten versuchte, Spencer aus der Reserve zu locken und dabei bis aufs Blut reizte. Doch auch während die Fäuste flogen, feuerten die beiden ein wahres Sprüchefeuerwerk ab.

Ich kann eine gewisse Wehmütigkeit nicht leugnen, wenn ich mal wieder einen ihrer Filme sehe. Noch heute treffen viele der Szenen meinen Humor und erinnern mich an meine Jugend. Mit einem Klassenkameraden habe ich die Filme nach der Schule auf dessen Dachboden rauf und runter geschaut. Wir ließen uns in die Großstädte Amerikas, den Wilden Westen, nach Afrika oder auch Südamerika entführen. Sobald die prägnanten Songs der Streifen erklingen, fühle ich mich auf diesen Dachboden in meine Kindheit zurückversetzt.

Auch im fortgeschrittenen Alter sind der 77-jährige Terence Hill und der 86-jährige Bud Spencer immer noch gute Freunde. „Wir telefonieren oft miteinander“, sagte Spencer kürzlich in Rom. Wenn Hill in Italien sei, komme er stets zum Essen bei ihm und seiner Familie vorbei. „Wir beide lieben die Spaghetti al pomodoro von meiner Frau Maria“, so der Neapolitaner. Die erste Begegnung mit Hill sei für ihn „wie ein Wunder“ gewesen.

 

Auch solo erfolgreich

 

Auch auf Solopfaden war Terence Hill, der mittlerweile amerikanischer Staatsbürger ist, sehr erfolgreich. Seine wohl bekannteste Rolle spielte er als Nobody in „Mein Name ist Nobody“ (1973) neben Hollywood-Altstar Henry Fonda. Zwei Jahre später erschien der Film „Nobody ist der Größte“, in dem auch Klaus Kinski mitwirkte.  Auch auch in „Joe, der Galgenvogel“ (1968) und „Marschier oder stirb“ (1977) mit Gene Hackman und Catherine Deneuve stand Hill ohne Spencer erfolgreich vor der Kamera. 1985 war der gebürtige Venezianer erstmals nicht nur als Schauspieler sondern auch als Regisseur tätig bei  „Keiner haut wie Don Camillo“. Auch der mit Bud Spencer gedrehte Film „Die Troublemaker“ (1994) entstand unter der Regie von Hill, der in seiner Karriere auch als Drehbuchautor und Filmproduzent arbeitete.

 

 

Anfang der 1990er Jahre spielte Hill die Hauptrolle in der Realverfilmung der belgischen Comic-Serie „Lucky Luke“. In der Folge trat er zunehmend im Fernsehen auf. Seit 2000 ist  Hill in der italienischen Fernsehserie „Don Matteo“ zu sehen.

 

In einer weiteren Fernsehserie „Un passo dal cielo“ spielt er seit 2010 erfolgreich den Förster Pietro, der zurückgezogen in Südtirol am Pragser Wildsee lebt und die Polizei bei der Verbrechensbekämpfung unterstützt.

 

 

 

 

Bilder: dpa

 

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