Ein Schlingel ist er noch immer. Tito Larriva nestelt die schwarzen Strähnen zurecht, der Bart rahmt ein Grinsen ein. Der Schlierenmexikaner aus dem Titty Twister in „From Dusk till Dawn“ steht im Oldenburger Cadillac: Gitarre im Anschlag, Bassfräulein zur Rechten, graumelierter Gitarrenprofi zur Linken. Ein Schulbub mit Sonnenbrille, es ist der Drummer, preist die Show an:
Want some Schlager?!
Die Drohung ist leer. Tito Larriva & Tarantula starten gemächlich, Rock ist es aber zweifelsfrei. Die überwiegend schwarztragenden Musikfreaks im Cadillac spüren sofort: Vor uns spielt eine Band, die so überhaupt nichts beweisen muss. Exzellentes Handwerk, entspannt runtergespielt, kein Gefrickel, kein Murks.
Droht Langeweile? Nicht doch! Tito liebt das Wort „Frräulleiiin“ und erzählt dazu einen Schwank vom Hamburger Kiez, wo er als junger Mann staunend die vielen Prostituierten beobachtet hat. In seinem Dorf war das ganz anders, sagt er. Dort gab es nur eine einzige Prostituierte. „Everybody knew her, and it was okay.“ Dann spielt er den Song dazu, biegt sich hinter seiner Gitarre und krächzt „Frräulleiiin!“
Das ist Titos Masche, und sie funktioniert. Den Profimusiker, die Ausflüge nach Hollywood versteckt er hinter Anekdoten vom kleinen Tito aus Mexiko. Das geht so: Ein Protz von einem Produzenten richtet den Finger auf ihn und ruft: „Tits!“ Natürlich meint der Mogul die Masche, einen Film zu verkaufen. Tito aber staunt: So nannte ihn sein Bruder, als er mit zig Geschwistern in einem Dorf lebte, irgendwo in Mexiko.
Den Titel des Films, der ihn berühmt gemacht hat, spricht er nicht aus. Auch nicht die Namen der Stars. Kennt ja auch jeder:
Rock und Ironie. Was eigentlich gar nicht richtig zusammengeht, macht im Cadillac richtig Spaß. Diesen einen Song spielt die Band zum Schluss, Tito lockt Mädchen zum Tanzen auf die Bühne. Auf die Harmonie von „After Dark“ singt die Bassistin kurz den Charthit „Somebody that I used to know“. Kleiner Spaß unter Musikern – alles Masche, alles austauschbar?
Ein tolles Konzert, das die Oldennerds noch beschäftigen wird: In den Kammern eigener Konzerterinnerungen stöbern, den Plattenschrank in Unordnung bringen – und Spotify die Lücken füllen lassen, falls nötig.
Danke, Tits!
Timo
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