Oldenburg, deine magischen (Filmfest-)Orte

Ein Raunen geht durch die kleine EWE-Arena. Torsten Neumann hat damit gerechnet. Soeben hat er schließlich ein ziemlich schwergewichtiges Wort bei der Eröffnungsgala des Filmfests fallen lassen. Ein Wort, das wohlige Erinnerungen weckt, Sehnsüchte schürt, schmerzhaften Verlust ins Gedächtnis ruft. Das Wort lautet MONSE.
Es war liebgewonnene Tradition, dass Neumann mit seinen Gästen aus aller Welt am Filmfest-Samstag in der Oldenburger Traditionsfleischerei zur Erbsensuppe einkehrte. Doch seit Ende April bleibt die Monse-Küche bekanntlich kalt.

Kurze Zeit später raunt es ein zweites Mal bei dieser Eröffnungsgala. Jetzt ist es Jochen Coldewey (Film- und Medienförderung Nordmedia), der ein kleines Erinnerungsfeuerwerk im Kopf der Gäste gezündet hat. Erinnerungen, Sehnsüchte, Verlust: Wallkino. Das war einst nämlich auch mal Filmfest-Schauplatz. Damals, vor dem Verfall.

Die beiden Beispiele zeigen, wie eng sich Veranstaltung und Ort, Filmfest und Oldenburg, im Laufe der Jahre miteinander verzahnt haben. Doch das liegt nicht nur an den Locations, die in Oldenburg eine lange Tradition haben. Bei weitem nicht. Mindestens genauso bedeutsam sind jene Orte, die durch das Filmfest erst zum Leben angestupst werden, wie durch einen unsichtbareren Zauberstab. Prädestiniert für dieses Verzaubertwerden sind vor allem die Orte, an denen Torsten Neumann am Filmfest-Freitag zur Secretparty lädt. Vergessene, (vermeintlich) schäbige oder unbekannte Orte.

In diesem Jahr tanzte der geheime Filmfestzauber in den Kellerräumen der ehemaligen Knabenschule am Waffenplatz.

 

Welcher Oldenburger ist hier zuvor schon einmal gewesen? Wer kann schon von sich behaupten, in diesen niedrigen Räumen – Achtung, Kopf! – einmal mit Hollywoodstar Joanna Cassidy getanzt, sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt, ein leckeres Sandwich von liebenswürdigen Mitarbeitern in die Hand gedrückt bekommen zu haben, während sich Whitney Able gemütlich in die Ecke eines winzig kleinen Nebenraums mit einer Zigarette verdrückt hatte?

Da versteht es sich fast von selbst, dass die internationalen Gäste ins Schwärmen geraten, wenn man sie auf Oldenburg anspricht – wie bei der Filmfest-Gala, bei der zuvor George Armitage und Joanna Cassidy geehrt worden waren.

Armitage: „Die Leute hier sind sensationell. Danke für alles.“ Das Festival in Oldenburg sei augenöffnend für ihn.

Cassidy: „Ich habe so eine großartige Zeit in Oldenburg. Ihr seid alle wunderbar.“

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Joanna Cassidy wird mit der Tribute des Filmfestes geehrt. (Bild: Jantje Ziegeler)
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Regisseur George Armitage wird mit dem German Independence Award Ehrenpreis ausgezeichnet. (Bild: Jantje Ziegeler)

 

Jantje

Jantje

Online-Redakteurin bei NWZonline
Jantje Ziegeler (Jahrgang '85) ist im Herzen zwar eine Prinzessin, findet ihren Job als Journalistin aber auch allererste Sahne.
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