Meerkat – Die große Erdmännchen-Plage und ihre Folgen

„Meerkat“ (zu deutsch: Erdmännchen) ist im Moment der „heiße Scheiß“. Die Live-Streaming-App, die es auf extrem einfache Art möglich macht, Echtzeit-Videos über Twitter zu verbreiten, erfreut sich immenser Beliebtheit. Während des „South by Southwest“-Festivals in Austin lief quasi jeder hippe Mensch mit seinem Smartphone durch die Gegend und streamte live was ihm vor die Kamera kam. Techblogger, Fachmagazine und Zeitungen erklärten Meerkat zum nächsten großen Ding.

Es gibt jedoch ein ziemliches Problem mit dem filmenden Erdmännchen – und das hat nichts damit zu tun, dass Twitter die Funktionen von Meerkat mittlerweile eingeschränkt hat, um das eigene Investment in die Streaming-App Periscope zu schützen.

Nein, es geht um Übertragungsrechte. Meerkat ermöglicht es tatsächlich jedermann von überall Inhalte live ins Netz zu übertragen. Also auch von Veranstaltungen aller Art. Live aus dem Bundesligastadion, vom Boxring, aus dem Kinosaal, dem Theater oder von einer Lesung bzw. Konzert – mit Meerkat kein Problem.

Für Fernsehsender muss das ein Alptraum sein. Sie zahlen für das Recht der Liveübertragung, das bald nur noch wenig wert sein wird. Filmstudios sind in einer ähnlichen Zwickmühle und auch Künstler wie Madonna, Prince oder Helene Fischer. Sie sind bald vielfach live auf Twitter. Jede Wette.

Die interessanteste Frage ist also nicht, ob Meerkat, Periscope oder irgendeine andere Livestream-App als Sieger aus dem digitalen Schwanzvergleich hervorgeht, sondern wie in Zukunft mit den Rechten am bewegten Bild umgegangen wird.

In einem Stadion mit 40.000 und noch mehr Leuten, die Handys einzukassieren, zu stören oder zu überwachen, ist quasi unmöglich. Und im Nachhinein eine große Abmahnwelle in Gang zu setzen, kann auch keine Lösung sein.

Und wie steht es eigentlich mit unseren Persönlichkeitsrechten? Dank Meerkat & Co. können auch wir, die ganz normalen Menschen, jederzeit und ungefragt im Netz auftauchen.

Und was ist mit dem Jugendschutz? Werden uns bald ohne Ende Pornostreams auf Twitter um die Ohren gehauen?

Fragen über Fragen. Auf die Antworten bin ich gespannt.

Denis
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Denis

Redaktionsleiter bei NWZonline
Denis Krick (für immer 42) ist Rollenspieler, Comicleser, Serien- und Filmnerd, Gamer (wenn die Familie schläft) und wahrscheinlich Oldenburgs ältester Hiphopper. Am liebsten besucht er die Drehorte seiner Lieblingsserien & -filme auf der ganzen Welt.
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