Lass den Computer die Arbeit machen: Schauspieler in Videospielen

Ach, was war das Leben früher einfach. Besonders als Protagonist in Videospielen. Als Pacman musstest du nur zwei Dinge wissen: gelbe Punkte = gut, bunte Geister = schlecht. Selbst der Welt liebster Klempner musste nur entweder aufsammeln oder draufspringen. Simpler times. Better times.

Doch mit der Entwicklung, die die Technik, an erster Stelle Grafikprozessoren und Küntliche Intelligenz, in den vergangenen 30 Jahren genommen hat, verlangt der Zocker in uns nach mehr. Nach wiedererkennbaren Spielfiguren, nach Gesichtern, denen er abkauft, dass sie traurig, wütend, glücklich, was auch immer sind. Gottlob gibt es eine Zunft, die das gelernt hat und sich dafür gut bezahlen lässt: Schauspieler. Kein Wunder also, dass Hollywood auch in Games Einzug hält.

Das frischeste Beispiel dürfte wohl Kevin Spacey in „Call of Duty: Advanced Warfare“ sein. Bisher liegt zwar nur ein Trailer vor, der aber lässt auf einiges hoffen. Denn die Rolle dürfte Spacey auf den Leib geschneidert sein, kommt sie doch wie eine Quasi-Fortführung seines Francis Underwood aus der Netflix-Serie „House of Cards“ daher. Nur, dass er hier nicht den halboffiziellen Weg zur Macht sucht, sondern sich gleich mit Waffengewalt die Herrschaft über eine im Chaos versinkende Welt sichern will. Auf jeden Fall hat sich das Motion-Capturing, die Erfassung seiner Gesichtszüge und Mimik gelohnt: Bis auf die leicht leeren Augen kaufe zumindest ich Spacey den machtgeilen Oberbösewicht ab.

So schick sah das früher allerdings noch nicht aus. Beim ab 1994 auf vier CD-Roms (erinnert sich noch einer?) ausgelieferten „Wing Commander 3 – Heart of the Tiger“ musste sich der Spieler noch mit pixeliger Grafik und eher begrenztem Spielspaß begnügen. Dafür gab es in den damals brandheißen, interaktiven Zwischensequenzen ein wahres Staraufgebot zu bewundern. Die Hauptrolle spielt Mark Hamill, dessen Schauspielkarriere wohl durch seine Auftritte als Luke Skywalker in der Star Wars-Trilogie kaum einen anderen Weg einschlagen konnte als das Sci-Fi-Genre. Hamill war außerdem noch in ein paar weiteren Games dabei, hat unter anderem dem Joker in „Batman: Arkham Asylum“ und „Arkham City“ zur grenzdebilen lache verholfen und sogar einmal den „Wolverine“ gegeben. Aber „Wing Commander“ hat noch mehr zu bieten: Dabei sind nämlich außerdem Malcolm McDowell (Alex aus „Clockwork Orange“), John Rhys-Davis (Gimli aus „Herr der Ringe“), Thomas F. Wilson (Biff Tannen aus „Zurück in die Zukunft“) und Pornodarstellerin Ginger Lynn (Spielte neben diversen Herrenstreifen unter anderem auch die Hure in Metallicas „Turn the page“-Video). Die Eröffnungssequenz ist ein bisschen langatmig, ab Minute 5 wird’s interessant.

Inzwischen erkennt man die realen Personen auch in-game wieder. Besonders gut gemacht wird das in „Beyond: Two Souls“, einem Action-Adventure für die PS3. Das ganze Spiel ist eher wie ein interaktiver Film angelegt, die Handlung verläuft nichtlinear und variiert nach individueller Spielweise. Im Mittelpunkt steht das Leben von Jodie Holmen, grandios gespielt von „Juno“-Darstellerin Ellen Page. Ihr zur Seite (oder auch gegenüber) steht Willem Dafoe als Regierungswissenschaftler und Ersatzvater. Wer hier nicht zwischendurch anfängt zu heulen, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Und noch einmal Krieg, noch einmal „Call of Duty“ – diesmal „World at War“. Zwar braucht man ein bisschen mehr Vorstellungsvermögen, um unter dem Rotarmistenkäppi und dem russischen Akzent von Viktor Reznov einen echten Charakterschauspieler zu entdecken, aber vielleicht ist Gary Oldman genau deswegen so verdammt gut. Außerdem dabei ist Kiefer Sutherland, der in bester „America, fuck yeah!“-Manier den Sergeant Roebuck (einen Vornamen braucht er als echtes Raubein nicht) gibt.

Natürlich ist diese Liste nicht vollständig, da wären zum Beispiel noch Sean Bean und Patrick Steward in „The Elder Scrolls: Oblivion“ oder Seth Green und Martin Sheen in „Mass Effect“. Aber ein paar sollt ihr ja auch noch selbst entdecken.

Björn

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Serienaficionado, Gamefanatic, Musiknerd und bekennendes Web 2.0-Opfer mit einer besonderen Vorliebe für jedweden Schwachsinn, den das Netz zu bieten hat.
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