BBC-Serie „River“ auf Netflix: Wahnsinnig gut

Die ersten Szenen von „River“ strotzen nur so vor Leben. Das ist umso erstaunlicher, da der Tod der ständige Begleiter von Titelfigur John River ist. Der Londoner Polizeikommissar soll den Mörder einer geliebten Kollegin ermitteln. Die Suche gestaltet sich schwierig, denn River hat mit einem schweren Handicap zu kämpfen: Er verliert zunehmend den Verstand.

Rivers Wahnvorstellungen und Gespräche mit imaginären Personen sind allerdings für die Arbeit nicht nur hinderlich. Der Polizist taucht immer wieder tief in sein eigenes Ich ein, hinterfragt sein Verhalten und kommt so immer wieder auf die richtige Spur. Dass ihn seine Umwelt dabei für einen „Nutter“ – einen Verrückten – hält, nimmt er in Kauf.

In sechs Folgen begibt sich River nicht nur in die Untiefen seines Verstandes, sondern auch in die dunklen Abgründe seiner Mitmenschen. Wenn er am Ende der Staffel den Mordfall aufklärt, dann sind die Identität des Täters und seines Motivs fast zweitrangig. Der Schockfaktor liegt weit in der Vergangenheit.

Der Schwede Stellan Skarsgård (bekannt aus zahlreichen Marvel-Verfilmungen) spielt den Polizisten am Rande des Wahnsinns – und es muss eine Traumrolle sein. Kommen die meisten Serienhelden mit drei bis vier Gesichtsausdrücken durch jede Folge, so darf Skarsgård in „River“ aus der gesamten Bandbreite menschlicher Emotionen schöpfen. Hass, Liebe, Verzweiflung, unendliches Glück und tiefste Niedergeschlagenheit: John River ist hochgradig emotional instabil und sein Darsteller verkörpert all diese Gemütszustände in Perfektion.

Skarsgård ist nicht der einzige großartige Schauspieler in dieser BBC-Serie. Adeel Akthar („Four Lions) und Nicola Walker, die es beide als Kollegen an Rivers Seite aushalten müssen, sind nur zwei Beispiele für Charaktere, die einen berühren und bewegen.

Dazu kommen die visuell perfekte Inszenierung von Rivers Wahnvorstellungen sowie das clevere und vor allem klischeefreie Drehbuch von Abi Morgan .

„River“ ist eine einzigartige Krimiserie. Ein Meilenstein, der in dieser Qualität selbst bei der BBC nur selten erreicht wird.

„River“ läuft sowohl in deutscher als auch englischer Sprache zur Zeit auf Netflix.

Denis
Folgt mir!

Denis

Redaktionsleiter bei NWZonline
Denis Krick (für immer 42) ist Rollenspieler, Comicleser, Serien- und Filmnerd, Gamer (wenn die Familie schläft) und wahrscheinlich Oldenburgs ältester Hiphopper. Am liebsten besucht er die Drehorte seiner Lieblingsserien & -filme auf der ganzen Welt.
Denis
Folgt mir!